Publikum einer Konferenz klatscht

Nachhaltigkeit als Ganzes sehen

Bei der Clusterkonferenz des Clusters Kunststoffe und Chemie der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) trafen sich die Vertreter der Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Wildau unter dem Motto "Nachhaltigkeit als Leitbild".

Die Clusterkonferenz 2018 Kunststoffe und Chemie am 12. November 2018

Nachhaltigkeit als Leitbild – nicht mehr und nicht weniger hatte sich die diesjährige Konferenz des Clusters Kunststoffe und Chemie der Wirtschaftsförderung Brandenburg als Thema gesetzt. Was das in der Praxis bedeutet, wurde in praxisnahen Beiträgen von Mitgliedern des Clusters vorgestellt und diskutiert.

Am Montag, den 12. November 2018, trafen sich die Vertreter der Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die im Cluster Kunststoffe und Chemie der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) vertreten sind, zur diesjährigen Clusterkonferenz. Gastgeber war das Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Wildau.

Clustersprecher Jürgen Fuchs von der BASF Schwarzheide GmbH
Clustersprecher Jürgen Fuchs von der BASF Schwarzheide GmbH

Begrüßt wurden sie nach einem Kaffee von Moderatorin Christin Skiera, die die Zuhörer mit den Worten einstimmte: „Nachhaltigkeit ist ein weites Feld“. Clustersprecher Jürgen Fuchs von der BASF Schwarzheide GmbH bestätigte diese Aussage gleich im Anschluss in seinen Grußworten. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf die Anstrengungen, derer es bedarf, um Energie und Ressourcen nachhaltig einzusetzen. Sein Fazit sei, dass vor allem die Industrie bei diesen Themen bereits große Anstrengungen unternommen habe, aber: „Wir müssen dran bleiben“.

Berthold Welling, Verband der Chemischen Industrie e. V.
Berthold Welling, Verband der Chemischen Industrie e. V.

Die praktischen Konsequenzen beleuchtete Berthold Welling vom Verband der Chemischen Industrie e. V. Gemeinsam mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und dem Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) hat der Verband die Initiative „Chemie hoch 3“ ins Leben gerufen, die sich das Ziel gesetzt hat, Nachhaltigkeit in der chemischen Industrie als Leitbild zu verankern. Die Herausforderung dabei sei es, den drei Komponenten echter Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und dem Sozialen – möglichst gleichmäßig gerecht zu werden, so Welling. Zielkonflikte seien dabei vorprogrammiert. Außerdem haben es gerade kleine und mittlere Unternehmen oft schwer, neben dem Tagesgeschäft Ressourcen für das Thema Nachhaltigkeit frei zu halten. Die Initiative konzentriere sich daher auf konkrete Programme, Checklisten und Hilfestellungen, um die Ziele zu erreichen.

Einen Blick in die Zukunft warf Dr. Wolfgang Falter von Deloitte Deutschland. „Wer wird das neue Chemazon?“, fragte er mit Blick auf den digitalen Versandriesen aus den USA. Durch die Digitalisierung habe sich für die Chemieindustrie viel verändert: Der Erstkontakt komme inzwischen überwiegend auf Initiative des Kunden zustande. Auf diese veränderte Situation stellen sich viele Akteure bereits ein; bisher unbekannte Konkurrenz in Form von Start-Ups und Logistikunternehmen, die zunehmend auch den Online-Handel für sich entdecken, kommt dazu. Der Markt werde also unübersichtlicher und vielfältiger, so Falter. Gleichzeitig berge er für Chemieunternehmen auch eine Chance, solange sie sich bei neuen Vertriebswegen auf den Kundennutzen konzentrieren und die Eigenheiten der verschiedenen Märkte im Blick behalten.

Minister für Wirtschaft und Energie in Brandenburg, Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach (SPD)
Minister für Wirtschaft und Energie in Brandenburg, Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach (SPD)

Eine besondere Ehre war das Grußwort des frischgebackenen Ministers für Wirtschaft und Energie in Brandenburg, Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach (SPD). Als ehemaliger Präsident der Technischen Universität Berlin und Präsident der BTU Cottbus-Senftenberg kennt er die Industrie genau. Steinbach würdigte die Anstrengungen der vertretenen Unternehmen und forderte die Anwesenden auf, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen: „In den vergangenen 20 Jahren hat sich viel getan!“.

Nachhaltigkeitspreise für die ESE GmbH und die LXP Group
Nachhaltigkeitspreise für die ESE GmbH und die LXP Group

Um auch die Würdigung dieser Anstrengungen nicht zu kurz kommen zu lassen, wurde im Anschluss erstmalig der Nachhaltigkeitspreis des Clusters an zwei Unternehmen verliehen. Die ESE GmbH aus Neuruppin stellt Abfallbehälter in hoher Qualität mit einem Anteil von 80 Prozent Recyclingkunststoff her und verbessert so den Ressourcen- und Energieeinsatz. Die LXP Group wurde für ihr innovatives Verfahren zur Gewinnung von Rohstoffen aus Biomasse für die Herstellung zum Beispiel von Polymilchsäure prämiert, die bald in einer Pilotanlage im größeren Maßstab erprobt werden soll. In diesem Rahmen wurde ebenso die Kampagne der WFBB „Nachhaltig heute“ vorgestellt, die diese und andere innovative Lösungen aus den Bereichen Biopolymere, Leichtbau und Kunststoff-Recycling vorstellt und die Akteure untereinander vernetzt.

Den Preis „Bester Azubi in der Kunststoffverarbeitung“, der vom Kunststoff-Verbund Brandenburg Berlin e. V. vergeben wird, gewann Ben Lodig von Vestas Blades Germany, den seine große Motivation dazu antrieb, die Ausbildung schon ein Jahr früher abzuschließen als seine Kollegen.

Herr Dr. Streffer, LXP Group im Dialog
Herr Dr. Streffer, LXP Group im Dialog

Nach einer Mittagspause, die zum gegenseitigen Austausch und zu lebhaften Diskussionen über den Inhalt der Vorträge des Vormittags genutzt wurde, ging es am Nachmittag um die Weiterentwicklung des Masterplans des Clusters. Auf interaktive Weise wurden die Erfahrungen und Wünsche der Teilnehmenden in die Diskussion mit einbezogen. Dabei stand das Bestreben der Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Mittelpunkt, sich aktiver auszutauschen und zu vernetzen – sowohl innerhalb des Landes als auch mit nationalen und internationalen Wettbewerbern, um gemeinsam Kooperationen oder Projekte zu realisieren. Doch auch die Themen Standortverbesserung, Fachkräftemangel und politische Rahmenbedingungen treiben die Branche um. 2019 soll der Masterplan in einer überarbeiteten Auflage die Potenziale und die Ziele der Branche neu zusammenzufassen, um dem Cluster eine nachhaltige Perspektive zu geben.

Wieder etwas praxisorientierter ging es dann bei den Laborrundgängen an der benachbarten TH Wildau zu, die den Abschluss intensiven Austauschs der Branche Kunststoffe und Chemie bildeten.